Skjern Ådal – Geschichte

Nur wenigen dänische Naturbereiche haben in den vergangenen 100 Jahren solche drastischen Veränderungen mitgemacht wie das Skjern Ådal. In den 1960ern wurde der Fluss ausgerichtet, um fruchtbare Erde für die Landwirtschaft zu schaffen, und gut 30 Jahre später wurde das größte Naturrestaurierungsprojekt der dänischen Geschichte durchgeführt, um den Fluss in seine ursprüngliche Bahn zurückzuversetzen. Heutzutage ist das Flusstal aufgrund seiner großen Bedeutung für eine Reihe an seltenen und schutzbedürftigen Pflanzen- und Tierarten als Natura 2000-Bereich ausgewiesen.

Skjern Ådal – Altertum

Während ein Großteil Dänemarks während der letzten Weichseleiszeit, die von etwa 130.000 bis 12.000 v.u.Z. dauerte, von Eis bedeckt war, blieb Westjütland frei und lag als Tundralandschaft da.  Das Eis prägte das Skjern Ådal jedoch deutlich, nachdem eine Flut aus strömendem Schmelzwasser das Flusstal durch Ablagerungen aus Schmelzwassersand und -schotter formte.

Das Flusstal ist in zwei Hügelseen unterteilt, die aus der letzten Eiszeit stammen. Südlich des Flusstals liegt Lønborg Banke, die zur Varde Bakkeø gehört, und der waldbedeckte Höhenzug nördlich der Skovbjerg Bakkeø.

Der Bereich weist somit Landschaftypen aus einer Zeitspanne von rund 150.000 Jahren auf.

Die Landschaft des Flusstals entstand erst nach der Eiszeit und stellt eine dynamische Masse unter stetiger Veränderung dar. Die Landschaft ist das Ergebnis eines tausendjährigen Zusammenspiels zwischen starken Naturkräften. Der Flusslauf änderte sich und es lagerte sich Material ab. Wind, Wetter, Wellen und die Gezeiten haben die Form des Deltas verändert. Noch vor 1000 Jahren ging der Ringkøbing Fjord vollständig in Lønborg Banke über.

Die ersten Jäger kommen

Nach der letzten Eiszeit ließen sich die ersten Menschen im Skjern Ådal nieder. Die Breiten des Flusstals formten eine Grenze zwischen zwei für Jäger attraktiven Naturtypen – dem Wald und dem Wasser. In den Wäldern konnte man Rotwild und Wildschweine jagen und auch der Lachs im Fluss war vermutlich schon damals eine beliebte Beute.

Es wurden Spuren von 12 Siedlungen aus der älteren Steinzeit gefunden, die sich alle auf der nördlichen Breite des Flusses und innerhalb eines Abschnitts von 5 Kilometern zwischen Skjern Birk (in der Nähe des Badehafens von Skjern) und Albæk befinden. Außerdem wurden Spuren von kleineren Siedlungen auf den Holmen im Flusstals gefunden, die vermutlich nur im Sommer bewohnt waren.

Die größte Siedlung beim Flusstal wurde bei Skjern Birk gefunden und liegt in der Nähe des heutigen Campingplatzes Skjern Å Camping, wo noch immer Überreste versteckt sind. Die Siedlung war 3.500 m2 groß und lag auf einer kleinen Landspitze im Flusstal.

Die Erde wird bewirtschaftet

Das Flusstal war 6000 Jahre lang eine Oase für die Landwirtschaft in den mageren westjütländischen Wiesen. Nicht zuletzt, weil die üppigen Wiesen den Tieren das ganze Jahr lang Nahrung boten: Frisches Gras im Sommer und Heu in den Wintermonaten.

Ein altes Sprichwort besagt, dass die "Wiese den Acker nährt“. Die Wiesen boten die Möglichkeit, Tiere zu halten und dabei Dünger für den Stall zu produzieren. Dieser Dünger wurde auf den Äckern genutzt und die Bauern entlang des Flusses hatten daher stets gute Ackererde.

Während sich die Steinzeitbauern auf den Hügelinseln entlang des Flusstals niederließen, rückte man in der Eisenzeit (etwa 500 Jahre v.u.Z. - 800 Jahre v.u.Z.) wieder dicht an das Flusstal, dies trotz der Gefahr vor Zerstörungen durch Überschwemmungen. Funde haben gezeigt, dass mindestens 10 Eisenzeitsiedlungen entlang des Flusstals mit einem Dorf bei der heutigen Lønborg Kirke lagen, welches das höchstgelegene war.

Im Bereich westlich der Kirche wurde äußerst reiche Grabstellen aus der Eisenzeit gefunden, andere Funde belegen, dass der Ort von der Eisenzeit bis in die heutige Zeit bebaut war. Die Funde von dieser Stelle sind im Ringkøbing-Skjern Museum ausgestellt.

Einer der Bräuche, die im Zuge der Einführung der Landwirtschaft entstanden, waren Opfer, bei denen wertvolle Gegenstände in die Moore oder Wasserläufe hinabgelassen wurden. Hiervon wurde gut erhaltene Exemplare im Skjern Ådal gefunden. Unter anderem wurden 200 Bernsteinperlen bei der Borris Præstegårdsmose und ein geopferter Lehmkrug bei Øster Hestholm gefunden.

Skjern Ådal – Geschichte

Das üppige Flusstal hat Menschen über viele Jahrhunderte angezogen und im Mittelalter hatten sowohl der König als auch die Kirche ihr Augenmerk auf die Ressourcen des Flusstals gerichtet, nämlich die Lachsfischerei und den Ochsenhandel. In der Gegend lagen zwei Königsburgen und ein Bischofshof, die allesamt dramatische Ereignisse durchgemacht und wechselweise im Besitz des Königs und der Kirche waren.

Die eine der Königsburgen hieß Kongsgården und lag westlich der Lønborg Kirke, vermutlich im 12. Jahrhundert.

1477 übernahm der Bischof von Ribe den Kongsgården, 1534 wurden er im Zuge des Bauernaufstands im Rahmen der Grafenfehde vollständig niedergebrannt. Während der Schwedenkriege wurde sie im Jahr 1658 abermals dem Erdboden gleichgemacht und nicht wiederaufgebaut. Vor Ort lag auch Borgvold, eine Festung, die zusammen mit dem Kongsgården und der Kirche eine Einheit formte. Die übrigens Teile der Borgvold liegen heutzutage versteckt unter einem Gebüsch zwischen der Lønborg Kirke und dem Skjernåvej. Außerdem leben die Burgen in Form des Namens eines naheliegenden Hofs weiter, der Kongsgård heißt, jedoch außer dem Namen nichts mit dem ursprünglichen Königshof gemeinsam hat.

Die zweite und beeindruckendste der beiden Burgen im Besitz des Königs war die Lundenæs Voldsted, die ein Stück weiter im Inland lag. Die Wallanlage mit 50 Gängen à 24 Meter, die an der Stelle des ehemaligen Schlosses liegt, ist heutzutage noch als 4 Meter hohe Anhöhe in den Wiesen zu erkennen. 10 Meter davon entfernt lag eine doppelt so große Burg – dieser Bereich hebt sich aktuell 2,5 Meter über die Wiesen.

Wenn man auf dem naheliegenden Damm läuft oder mit dem Rad darauf fährt, kommt man knapp 100 Meter an der Wallburg vorbei.

Lundenæs wird erstmals im Jahr 1406 genannt, ist vermutlich jedoch älter.

Auch diese Burg war wechselweise im Besitz der Kirche und der Krone und für eine Zeit lang unter Pfad des Bischofs Eskild von Ribe.

Im Mittelalter lag Lundenæs an einem strategisch wichtigen Ort, nämlich an der Passage über den Skjern Å, die Hardsyssel und Vardsyssel trennte, von denen aus der König die Wasserwege und Landwege kontrollieren konnte. Lundenæs war ebenfalls Schauplatz mehrerer kriegerischer Handlungen.

Hier besiegte Niels Ebbesen die Holsteiner im Jahre 1340, ebenso wie der Kongsgården wurde das Lundenæs Slot im Zuge der Grafenfehde im Jahr 1534 niedergebrannt. 1621 brannte das Schloss abermals und anstelle es wiederaufzubauen, errichtete man ein neues Gebäude am Rand des Flusstals. 1661 verkaufte der König Lundenæs.

Der erste und wichtigste Besitz der Kirche in der Gegend war der Bischofshof Lønborg, der später in Lønborggård umbenannt wurde und heutzutage einer der wenigen überbliebenen westjütländischen Herrenhöfe ist.

Die Platzierung des Lønborggård nah an den üppigen Wiesen bei Lønborg ist ein deutliches Beispiel dafür, dass die Kirche nicht nur an den geistlichen Gütern des Flusstals interessiert war.

Der Lønborggård ereilte ebenfalls das Schicksal, während der Grafenfehde niedergebrannt zu werden, nach der Reformation jedoch übernahm die Krone den Hof und baute sie erneut auf. Seitdem hat der Hof seine Lager und seine Besitzer mehrmals gewechselt und 1839 wurden die alten Gebäude abgerissen und das aktuelle Hauptgebäude errichtet.

Auf dem Dachfirst des großen Hofs steht noch immer die Jahreszahl 1839. Der Herrenhof ist heutzutage in Privatbesitz und das weiße Gebäude mit der weitreichenden Vergangenheit wird als Freizeiteinrichtung betrieben.

Wie auf allen alten Gutshöfen, die was auf sich halten, spukt es natürlich auch auf dem Lønborggård. Die Legende besagt, dass hier der Geist eines jungen Mädchens wohnt, das im 17. Jahrhundert eine Affäre mit dem Sohn des Grundbesitzers hatte und schwanger wurde. Als der Grundbesitzer von der Beziehung erfuhr, ließ er sie im Pumpenhaus einmauern. Das junge Dienstmädchen erscheint laut der Legende bei Nacht und läuft mit einem Kindersarg unter dem Arm umher. Außerdem soll ein alter Knecht, der sich im Stall erhängt hatte, da er nicht ins Pflegeheim gehen wollte, auch ab und zu herumspuken. Mit dem Gutshof werden jedoch auch realitätsnähere Geschichten in Verbindung gebracht.

Im Park beim Lønborggård steht nämlich ein Gedenkstein für die deutsche Zahnarzttochter Emmy Gritzmann, die aufgrund einer gescheiterten Beziehung mit dem Sohn des Grundbesitzers im Jahr 1902 mit einer Pistole Selbstmord im Meer beging.

Ein geschäftiger Knotenpunkt

Skjern Ådal und die Gegend waren jahrhundertelang der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Westjütlands. Die wichtigsten Hauptwege Dänemarks in Nord-Süd-Richtung verliefen seit dem Altertum zwischen Skjern und Tarm über den Fluss und lange war es ein beschwerliches und zeitweise gefährliches Unterfangen, den Fluss zu überqueren – besonders im Winter oder nach einem kräftigen Regenschauer, wenn das Wasser hoch stand.

Der Fluss hat Menschen das Leben gekostet, der bekannteste von ihnen war ohne Zweifel König Hans, der sich am Skjern Å eine tödliche Verletzung zuzog. An einem eiskalten Januartag im Jahr 1513 war er auf dem Weg von Ribe nach Aalborg. Als er mit seiner Gefolgschaft das Flusstal erreichte, herrschte hoher Wasserstand und auf dem Weg durch die Watstelle trat sein Pferd in ein Loch, so dass der König herunter und ins eisige Wasser fiel. König Hans wurde direkt zum Skjern Brogård gebracht und vor den Ofen gesetzt und obwohl er stark angeschlagen war, bestand er darauf, am nächsten Tag weiterzuziehen. Sein Zustand verschlechterte sich jedoch und am 20. Februar starb er an der Lungenentzündung, die er sich zugezogen hatte.

Heutzutage ist eine der neuen großen Hängebrücken nach König Hans benannt und es wurde ein Gedenkstein für ihn in der Nähe der Brücke aufgestellt.

Die erste Brücke über den Skjern Å wurde bereits 1105 errichtet und lag nah an der Stelle, an der heutzutage die Kong Hans‘ Bro liegt. Am Gedenkstein für König Hans sind ein paar der ursprünglichen Brückensäulen ausgestellt. Sie wurden im Zuge des Naturrestaurierungsprojekts im Jahr 2000 gefunden und archäologische Untersuchungen haben gezeigt, dass es sich um einen kleinen Teil eines Bauwerks handelte. Die Brücke war in Reihen aus acht bis neun Meter hohen Eichensäulen angelegt, die fünf Meter tief in den Boden gerammt waren.

Auf jeder Seite des Flusses stehen heutzutage Eichensäulen, die die ursprüngliche Platzierung der Brücke andeuten.

Die Mittelalterbrücke wurde bis 1350 gewartet und danach aufgegeben. Es wurden eventuell andere Brücken über den Fluss gebaut, die diese ablösten, die nächstgroße Brücke, die genau bekannt ist, ist jedoch die Kongevejsbroen, deren Bau der König im Jahr 1632 in Auftrag gab.

Die Brücke war eine der größten Holzkonstruktionen ihrer Zeit und ganze 90 Meter lang. Sie wurde bis 1850 genutzt.

Oftmals hatte die Errichtung von Brücken über dem Skjern Å militärische Hintergründe, doch die Brückenverbindung war auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung, da sie die Möglichkeit bot, Brückengeld von den vielen Menschen zu fordern, die den Fluss überqueren wollten.

Über den Verkehr an den eigentlichen Übergangsstellen hinaus, an denen der Fluss passiert werden sollte, ergab sich aus der alltäglichen landwirtschaftlichen Arbeiten umfassender Verkehrsbedarf. Der Fluss war ein Labyrinth aus Wiesen, Sümpfen, geschwungenen Flussläufen, kleinen Seen und es fanden sich unzählige Spuren, Pfade, Stege, kleine Brücken und örtliche Watstellen, die für den Transport von Tieren und Ernte genutzt wurden. An mehreren Orten wurden auch Ziehfähren eingesetzt, unter anderem bei Borris.

Die Lachs erfreut sich hoher Nachfrage

Der Skjern Å ist nahezu synonym mit dem Lachs. Der besondere Skjern Å-Lachs ist der einzige ursprüngliche Stamm des Atlantiklachses, der in Dänemark erhalten wurde. Seit dem Altertum wurde versucht, in ihm Fluss laichen zu lassen, jahrhundertelang war er ein beliebter Fangfisch.

So beliebt, dass er einige heftige Auseinandersetzungen hinsichtlich des Angelrechts verursachte.

In den Rechnungsbüchern von Lønborg Gods aus dem Jahr 1231 wird die Lachsfischerei als eines der Abgaben des Guts genannt, entsprechender Wert war hoch: 10 kg Lachs wurden mit einem „Schiff mitsamt Mannschaft im Kriegsfall“ gleichgesetzt.

Die hohe Aufmerksamkeit rund um die Lachsfischerei gab den Ausschlag, dass das Recht der Grundbesitzer auf das Fischen im Fluss im Jütländischen Gesetz von 1241 festgehalten wurde.

In den 1660ern verkaufte der König das Lundenæs Slot und den Lønborggård, man vergaß jedoch, das Fischrecht der Bauern in den Kaufverträgen festzuhalten. Dies führte zu einem hundertjährigen Streit um die Lachsfischerei, die 1730 darin gipfelte, dass der Schreiber auf Lundenæs dem Schmied in Tarm ins Bein schoss, da er der Auffassung war, dass dieser illegal im Fluss gefischt hätte. Tatsächlich war bereits im Jahr 1691 das Fischrecht der Bauern gesetzlich festgelegt, das wollten die Adeligen jedoch nicht hinnehmen. Die Adeligen auf Lundenæs reagierten, indem sie Pfähle mit scharfen Sensen in den Fluss rammten, um die Netze der Fischer zu zerstören.

1888 wurde der Streit jedoch beigelegt, als das Fischrecht der Bauern erneut gesetzlich festgehalten wurde.

Im Skjern Å wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts Lachs in sogenannten Lachshöfen gefangen. Ein Lachshof besteht aus mehreren Pfählen, die in den Flussboden gerammt wurden. Zwischen ihnen verlief ein Gitternetz, mit dem der Lachs gefangen wurde.

1347 wurde erstmals ein Lachshof bei Lundenæs genannt und im 16./17. Jahrhundert befanden sich zwei Lachshöfe vor Ort – einer bei Lundenæs und einer im Omme Å am Auslauf des Skjern Å.

Die Lachshöfe wurden bis 1913 als Fangmethode genutzt, als man sie wieder aufgab – wahrscheinlich aufgrund des Niedergangs der Fischerei. Das Rechnungsbuch des Lachshofs von 1905 bis 1907 besagt, dass etwa 20 Lachse pro Jahr gefangen wurden.

Den ursprünglichen Lachshof gibt es nicht mehr, doch in einem zugewucherten Lager bei der Lundenæs Voldsted kann man einige Säulenreste des ursprünglichen Lachshofs erkennen – die einzigen Spuren dieser besonderen Fangmethode in ganz Dänemark.

Nach der Ausrichtung des Skjern Å in den 1960ern ging die Lachsfischerei kräftig zurück, dies u.a., da die Zahl der Laichplätze reduziert wurde. Der ursprüngliche Skjern Å-Lachs stand kurz vor dem Aussterben und glaubt, dass er tatsächlich ausgestorben sei, bis man eine Lachsbrut in einem Zulauf des Flusses entdeckte.

Es wurden umfassende von den örtlichen Sportanglern geförderte Rettungsmaßnahmen in Gang gesetzt, die auch Unterstützung aus der Politik erhielten. Es gelang, einige der wenigen Muttertiere einzufangen, die es noch gab, und mit ihnen wurde die Aufzucht von Wildlachs eingeleitet.

Im Zuge des Naturrestaurierungsprojekts, bei dem der Fluss in seinen ursprünglichen geschwungenen Verlauf zurückgesetzt wurde, schuf man viele der alten Laichplätze neu und die Lebensbedingungen für die Lachse verbesserten sich deutlich.

Heutzutage ist es geglückt, einen fruchtbaren Wildlachsbestand aufrechtzuerhalten, der im Jahr 2011 auf rund 4000 Fische geschätzt wurde.

Die Wiedergeburt des Lachses hat den Skjern Å zu einem äußerst attraktiven Fischgewässer für Sportangler gemacht, die in der Hoffnung aus großen Teilen Europas kommen, einen großen Lachs zu angeln. Der Skjern Å-Lachs zeichnet sich unter anderem durch seine Größe aus und kann bis zu 20 kg schwer werden.

Um den Lachs zu schützen, hat die Naturschutzbehörde eine Quote für die Lachsfischerei festgelegt. Die Lachsquote für den Skjern Å belief sich im Jahr 2013 auf 420 Lachse, dies unterteilt in 185 Lachse mit einer Länge von über 75 cm und 235 Lachse mit einer Länge von weniger als 75 cm.

Der zweitgrößte Lachs Dänemarks wurde übrigens im Skjern Å gefangen. Im April 1954 hatten zwei Tabakhändler ein Exemplar von 136 Zentimetern und 26,5 kg am Haken, nach 25-minütigem verbissenen Kampf konnten sie mithilfe des Schmiedemeisters Colding den zweitgrößten Lachs der dänischen Geschichte an Land ziehen.

„Bei Zusammenhalt entsteht fruchtbare Erde“. So lautet der Text auf dem Stein, der bei der Pumpenstation Nord als Denkmal für die großen Arbeiten aufgestellt wurde, die örtliche Landwirte in den 1960ern durchgeführt haben, um den Skjern Å auszurichten und die feuchten Wiesen trockenzulegen, damit fruchtbares Ackerland entsteht, das gepflügt, abgeerntet und gesät werden konnte.

Vor dem Entwässerungsprojekt beruhte die Landwirtschaft im Flusstal auf der Tierhaltung, die von Heu auf den Wiesen lebten, die wiederum mit dem Mist der Tiere gedüngt wurden. Diese Anbauform, die schon im Altertum genutzt wurde, steckt hinter dem alten Sprichwort „Wiese nährt Acker“.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte sich jedoch die umfassende stallzuchtbasierte Landwirtschaftsform durch, die auch von großen Unsicherheiten geprägt war. Die Wiesen wurden regelmäßig überschwemmt, was es schwierig machte, die Heuproduktion zu planen.

Daher wurden Pläne entwickelt, um große Wiesenflächen trockenzulegen und der Staat erklärte sich bereit, 2/3 der Projektkosten zu tragen, das 1962 eingeleitet wurde. Die Entwässerung erfolgte, indem das Wasser von Borris über innenliegende Kanäle zum Ringkøbing Fjord geleitet wurde, gleichzeitig wurden fünf Pumpenstationen gebaut, mit denen der Grundwasserstand auf den Äckern reguliert werden konnte.

1968 war das Projekt vollbracht und die größte Entwässerung der dänischen Geschichte durchgeführt. Nicht weniger als 4000 Hektar Wiese wurden entwässert und in Ackerland umgewandelt und in den Jahren nach der Entwässerung fuhren die Landwirte auf den Äckern große Getreideerträge ein.

Nach einigen Jahren wurde jedoch deutlich, dass das Ganze einen Haken hatte. Der ausgerichtete Flusslauf bedeutete, dass weitaus mehr Nährstoffe direkt in den Ringkøbing Fjord gespült wurden. Der selbstreinigende Effekt des Flusses, der darin bestand, dass sich eine Menge Nährstoffe in den Wiesen ablagerte, wenn der Fluss im Frühjahr oder Herbst über seine Ufer trat, bleib aus und so wurden dem Fluss die Nährstoffe aus den umliegenden Äckern zugeführt.

Außerdem brachte der gesunkene Wasserstand die Eisenverbindungen der Erde in Kontakt mit dem Sauerstoff in der Luft und führte zu Ockerverunreinigungen, die dem Leben im Fluss schadeten.

Die reiche Pflanzen-, Tier- und Vogelwelt, die die Wiesen geprägt hatten, verschwand auch weitestgehend.

Auch zeigte sich, dass der Gewinn für die Landwirtschaft von relativ kurzer Dauer war. Die Bewirtschaftung der trockengelegten Bereiche lief im Nachhinein darauf hinaus, dass die Erde einsackte und die Oberfläche an mehreren Orten um einen Meter abnahm, was es erforderlich machte, den Bereich erneut zu entwässern, wenn man weiterhin Landwirtschaft betreiben wollte.

Die größte Naturrestaurierung Dänemarks

Im Laufe der 1980er erhielt der Wunsch auftrieb, den Skjern Å wieder in seine ursprüngliche Form zurückzuversetzen. Dies unter anderem, da man feststellen konnte, dass der Ringkøbing Fjord zunehmend verunreinigt wurde.

1987 beschloss das Folketing, die Möglichkeiten zwecks Neuerschaffung des Flusses zu untersuchen und 11 Jahre später wurde der Beschluss gefasst, das größte Naturrestaurierungsprojekt der dänischen Geschichte einzuleiten.

Dieses wurde finanziell von der EU unterstützt, da durch die Neuschaffung ein wertvoller Naturbereich von internationaler Bedeutung entstehen würde.

Das Projekt verfolgte vier Hauptziele:

- Neuschaffung eines Naturbereichs von internationaler Qualität 
- Verbessern der Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen 
- Sicherstellen einer hohen Wasserqualität im Fluss und im Ringkøbing Fjord 
- Verbessern der Möglichkeiten für Freiluftaktivitäten und Tourismus

Das Projekt umfasste 2200 der 4000 Hektar, die in den 1960ern trockengelegt wurden, was bei den örtlichen Landwirten keine Anerkennung fand. Der Widerstand flaute jedoch ab, nachdem klar wurde, dass der Landwirtschaft Ersatzäcker angeboten wurden und es möglich war, freiwillige Verträge mit dem Staat zu schließen. Mehrere Grundeigentümer entschieden sich dazu, die Erde im Flusstal zu behalten und dem Staat im Gegenzug eine Entschädigung für die entgangene Anbaumöglichkeit und den verhinderten öffentlichen Verkehr zu zahlen.

Zugleich boten sich der Gegend neue Einnahmequellen in Form des erhöhten Tourismus, da viele tausend Touristen aus dem In- und Ausland den Naturbereich besuchten. So konnte die örtliche Bevölkerung mit diesen Handel betreiben, Schlafmöglichkeiten anbieten usw.

Als das Projekt 2003 abgeschlossen war, hatte man 43 Kilometer des Flusslaufs ausgegraben und 2,7 Mio. Kubikmeter Erde verlegt – dies entspricht in etwa einem durchgängigen Zug mit Wagen, die sich von Skjern bis südlich der Alpen erstrecken.

Das Projekt Skjern Å wurde 2003 als erste dänische Naturgegend mit dem Europa Nostra-Preis gekrönt, der für die Erhaltung europäischen Kulturerbes verliehen wird.

Zum Namen Skjern

Der Name Skjern Å ist vom Wort „skær“ abgeleitet, was so viel wie „rein“ bedeutet.

Zeitleiste

50.000 Jahre v.u.Z.:

Die Saale-Eiszeit bedeckt ganz Dänemark und formt unter anderem die westjütländischen Hügelinseln.


12.000 Jahre v.u.Z.:

Das Schmelzwasser der späten Weichseleiszeit formt das Skjern Ådal.


10.000 Jahre v.u.Z.:

Die ersten Menschen lassen sich im Flusstal nieder und jagen in den Wäldern und fangen Fische im Fluss.


4.000 Jahre v.u.Z.:

Erstmals wird entlang des Flusstals Landwirtschaft betrieben.


500 Jahre v.u.Z - 800:

Aufgrund von 10 Siedlungen entsteht ein dichter Bebau rund um das Flusstal.

 

1050-1536:

Die wirtschaftlichen Interessen des Königtums und des Bischofs von Ribe im Bereich führen dazu, dass eine Reihe an Burgen errichtet wird, unter anderem der Königshof in Lønborg, Lundenæs und der
ursprüngliche Lønborggård.


1100:

Die Lønborg Kirke wird gebaut.


1513:

König Hans fällt in das kalte Wasser bei Tarm Kær und zieht sich dabei eine Lungenentzündung zu, die ihm ein paar Wochen später das Leben kostet.


1839:

Der heutige Lemborggård wird errichtet.


1871:

Der große Skjern Å-Kanal wird angelegt, um die Wiesen mit dem Wasser des Flusses zu berieseln.

 

1900:

Die Fortegrøften wird gegraben, um das Wasser vom Flusstal wegzuleiten.


1962-68:

Der Skjern Å wird im Zuge des großen Entwässerungsprojekts
ausgerichtet.

 

1999-2003:

Der Fluss wird im Rahmen des größten Naturrestaurierungsprojekts
der dänischen Geschichte wieder in seine ursprüngliche Form versetzt.


2010:

Ein Seeadlerpärchen lässt sich im Skjern Ådal nieder, wodurch die Vogelart nach 100-jähriger. Abwesenheit wieder nach Westjütland zurückkehrt.