Der Traum vom perfekten Ferienleben
Hunderte Generationen lang ist die Natur von Mols der Gegenspieler der Bevölkerung gewesen. Doch als Tourismus und das Leben an der frischen Luft ab dem Ende des 19. Jahrhunderts eine immer größere Rolle im Leben der Dänen spielten, wurde diese hügelige Naturlandschaft plötzlich zur wichtigsten Attraktion der Region, so einzigartig und erhaben, wie sie war.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war das Reisen einer Minderheit vorbehalten gewesen, und unter Ferien konnte man sich noch nichts vorstellen. Doch als mit der Zeit die neue Eisenbahn das Land erschloss und Dampfschiffe es erleichterten, die jütländischen Städte zu erreichen, begannen Künstler und Bürger die herrliche Natur außerhalb von Kopenhagen und Aarhus zu erkunden.
Mols Bjerge war stärker isoliert als die meisten Gegenden, und hier entstand das erste Badehotel im Jahre 1909. Es lag bei Femmøller, gegenüber dem Ausgangspunkt des Italienischen Pfads, auf dem die Touristen liebend gern spazieren gingen. Das Hotel lag ein gutes Stück vom Strand entfernt, aber die Touristen kamen gleichermaßen wegen der überwältigend schönen Natur in den Hügeln und um zu baden. Das Hotel steht nach wie vor und beherbergt heute eine Fortbildungsschule.
Der Ort am Fuß der Hügel, Femmøller Strand – auch als Lyngsbæk Strand bekannt – entwickelte sich ein paar Jahre später, was insbesondere einem Mann mit großen Plänen und der Fähigkeit, sie auszuführen, zu verdanken ist. Der Architekt und Kunstmaler Egil Fischer hatte sich bei einem Besuch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Gegend verliebt. Er verstand, dass die modernen Transportmittel, wie Omnibusse und schnelle Schiffe, das Molsland für viele Menschen zu einem attraktiven Ziel machen würden. Deshalb entwarf er sein perfektes Feriendorf: es sollte schöne Ferienhäuser im nationalromantischen Stil geben, schöne Plätze für das Leben im Freien, einen Naturpark, Geschäfte, ein Gasthaus, eine Kirche, sowie ein Leichtathletikstadion, und natürlich allgegenwärtige Ausblicke auf die Landschaft und das Meer. Und so kam es dann auch, beinahe jedenfalls. Anfang der 1920er Jahre kaufte Egil Fischer Land auf und nahm sein Projekt in Angriff, und mit der Zeit nahm das Dorf am Fuß vom Mols Bjerge Gestalt an. Es wurde allerdings nicht in vollem Umfang erbaut. Unter anderem fehlt die Kirche – dort, wo sie hätte stehen sollen, steht heute ein Gedenkstein für den weitsichtigen Architekten, der auch zum Ehrenbürger der Kommune ernannt wurde.
Femmøller Strand ist Dänemarks erstes am Reißbrett entworfenes Feriendorf, und acht der ursprünglichen, von Egil Fischer entworfenen Ferienhäuser stehen heute noch. Das gleiche gilt für Egil Fischers eigenes Haus, Nørrehald. Es sieht beinahe aus wie ein Miniaturschloss aus Fachwerk und mit Strohdach und ist schön in den Hügeln gelegen. Das Gasthaus, das Fischer plante und erbauen ließ, ist das Molskroen, das ein etwas unstetes Dasein geführt hatte, aber seit einigen Jahren eines der besten Gourmetrestaurants des Landes ist. Von Anfang an hatten mehrere Pächter große Pläne für das Gasthaus und wollten einen wirklich mondänen Ort daraus machen. Beispielsweise verlangte der Pächter 1928 von seinen Gästen, fortan im Smoking zu den Mahlzeiten zu erscheinen. Es waren wirklich neue Zeiten im sonst so ländlichen Mols.
Dass es heute immer noch Platz und Natur in Femmøller Strand gibt, ist vor allem der Liebe des Architekten zur Natur zu verdanken, denn im Großen und Ganzen wurden seine Pläne umgesetzt. An anderen Orten entlang der Küste kann man gut sehen, wie dicht auch dieser Bereich hier hätte bebaut werden können, als die Ferienhauswelle übers Land schwappte und auch im Molsland ihre Spuren hinterließ.