Geschichte - Fanø

Geologie

Vor ungefähr 9.000 Jahren bildete die Küste wahrscheinlich eine Linie von Blåvandshuk im Norden zur Insel Sylt im Süden. 1.000 Jahre später überspülte das Meer die niedrig gelegenen Heideebenen und bildete groβe Sandwälle, die sich im Laufe der Zeit zu einer stützenden Insel-Barriere mit Namen Fanø, Mandø und Rømo entwickelten. Im Windschutz der Inseln begann die Bildung des eigentlichen Wattenmeers. Seitdem lassen Gezeiten, Sturmfluten und Wind Fanø in Richtung Westen wachsen.

Die ersten Inselbewohner auf Fanø

Es gibt keine Spuren, dass während der Vorzeit Menschen auf der Insel gelebt haben. Die ersten Zeichen von Siedlungen auf Fanø findet man in König Valdemars Grundbuch ungefähr aus dem Jahre 1231. Bürger von Ribe gründeten im 14. Jahrhundert die beiden Fischerorte Nordby und Sønderho. Später kam auch Landwirtschaft nach Fanø, obwohl es für die Pächter ein ungeheuer rauer Ort war - nicht zuletzt während der Sandtreiben im 16. und 17. Jahrhundert. Erst im 18. Jahrhundert gelang es, das Sandtreiben einzudämmen.

Die Insel des Königs

Fanø war von Anfang an im Besitz des Königs, der sie mit Hilfe seiner Beamten vom Riber Ladegård verwalten lieβ. Wenn die Bewohner ein Haus auf der Insel bauen wollten, musste in Ribe vom Amtsverwalter gegen Bezahlung ein so genannter ”fæstebrev”, eine Art Grundstücksnutzungsvertrag, ausgestellt werden. Ribe hatte auch das Recht für den Handel und die Schifffahrt auf Fanø, und die Bevölkerung der Insel schaute mit Neid auf die Orte Ho, Oksby und Hjerting, die gutes Geld mit Schifffahrt mit eigenen Schiffen verdienten. Auf Fanø konnte man sich im Groβen und Ganzen nur durch die Fischerei ernähren, und der Fang war jedes Jahr unterschiedlich.

1685 wurde Ribes Monopol über den Handel mit Fanøs Fischfängen aufgehoben, aber der gröβte Traum der Bewohner von Fanø war es, sich vom König loszukaufen. Die Chance kam 1719, als der König Fanø, Mandø und die Güter in Ribe auf einer öffentlichen Auktion verkaufen wollte. Aber Fanø wurde nicht verkauft, da die Bevölkerung es sich nicht leisten konnte. Daraufhin beschlossen die Bewohner zu sparen, indem sie u.a. die jungen Männer auf Schiffen in Altona in Hamburg anheuern lieβen, während die jungen Mädchen von Fanø Dienstmädchen in Ribe und Husum wurden.

1741 fehlte dem unumschränktem König Christian VI. Geld und Fanø wurde wieder in Ribe zur Auktion freigegeben. Dieses Mal waren die Bewohner von Fanø bereit und sie fürchteten andere Käufer – u.a. den Gutsherrn von Trøjborg und Ribes Kaufleute, denen sie bereits Geld schuldeten. Es wird berichtet, dass der Vertreter von Fanø, Sonnich Jensen Møller, einen Diener bestach, die Zeiger der Uhr im Ratszimmer eine Stunde vorzustellen, während der Auktionator sich vor der Auktion etwas zum Schlafen legte. Daher begann die Auktion eine Stunde früher als bekannt gegeben und die Bewohner ersteigerten die Insel für 6.000 Reichstaler.

Fanøs Blütezeit

Der Kauf der Insel 1741 war der Beginn der Blütezeit von Fanø. Die Bewohner kauften alte Schiffe von den Holländern, fuhren ihren Fisch nach Hamburg, wo sie Holz, Eisen, Teer, Hanf, Kleidung und andere nützliche Waren kauften. Nicht nur für den eigenen Verbrauch, sondern auch für den Weiterverkauf an Herrenhäuser, Pfarrhöfe und Bauern entlang der Küste. Die Kaufleute in Ribe waren nicht begeistert über die neuen Konkurrenten.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts gelang es, neben Getreide und Torf, einen groβen Teil des Handels mit irdenen Töpfen (schwarze handgeformte Töpfe mit zwei Henkeln und drei Beinen) zu erobern.

Um das Jahr 1769 begann man mit dem Bau gröβerer Schiffe in Sønderho und Nordby. Sie waren jedoch nicht gröβer, als dass sie im Winter an den Strand gezogen werden konnten. Nach den Koalitionskriegen begann man ernsthaft mit dem Schiffsbau, und die Handelsflotte der Bewohner von Fanø fuhr mittlerweile nach Holland, Frankreich, England und Norwegen. Die 1850er waren der Höhepunkt mit neun Schiffbauern und 100 Angestellten, als Fanø die zweitgröβte Flotte in Dänemark nach Kopenhagen aufbaute. Die Reeder auf Fanø fuhren um das Jahr 1900 in Häfen in z.B. den USA, Kanada, Argentinien, Mozambique, Burma und Australien. In der Zeit von 1768 bis 1896 wurden ca. 1100 Schiffe auf Fanø gebaut.

Die Familien auf Fanø bezahlten auch einen hohen Preis für ihren Erfolg auf dem Meer. Die Männer waren die meiste Zeit im Jahr auf dem Meer und viele Schiffe verunglückten. Z.B. wurden in den Jahren von 1824-27 40 Frauen im Ort Sønderho Witwen und 100 Kinder verloren ihren Vater.

Die Blütezeit von Fanø im Bereich der Schifffahrt endete erst im 19. Jahrhundert. Der Hafen von Sønderho versandete immer mehr und nach den Segelschiffen übernahmen Dampfschiffe den Transport von Waren. Aber die wichtigste Ursache war die Entscheidung nach der Niederlage gegen die Deutschen in 1864 als Ersatz für Altona bei Hamburg einen Hafen in Esbjerg zu bauen. Das letzte Schiff wurde 1896 auf Fanø gebaut.

Fanøs Vogelkojen

In Dänemark gibt es nur auf Fanø Vogelkojen. Sie wurden eine kurze Zeit in Dänemarks Jagdgeschichte von 1866 – 1931 benutzt. Aber als das Jagdgesetz 1931 geändert wurde, wurde es verboten, Vögel in Vogelkojen zu fangen. Erfunden wurde diese Fangmethode, bei der kein einziger Schuss ausgelöst wird, jedoch nicht von den Bewohnern von Fanø. Im holländischen und deutschen Teil des Wattenmeers waren sie seit dem 17. Jahrhundert üblich. Aber in Dänemark war das Vergnügen nur kurz.

Fanø baute insgesamt vier Vogelkojen, die sich alle an der Ostküste bei der Bucht Albue Bugt im Wattenmeer befinden, wo die Wildenten nach Nahrung suchen. Vogelkojen wie z.B. die alte Vogelkoje in Sønderho, sind ein sechseckiger Teich von ca. 50 x 50 m. An jeder der sechs Ecken wird ein bogenförmiger ca. 45 m langer Kanal gegraben, der diskret mit einem Netz überdeckt ist und der in einer Reuse endet.

Der Trick ist der, dass man zahme Enten auf dem Teich hat. Sie fliegen bei Ebbe ins Wattenmeer, um Nahrung zu suchen. Wenn die Flut kommt, fliegen die zahmen Enten zurück zur Vogelkoje und locken viele der wilden Enten mit sich. Der Kojenmeister wirft etwas Futter in den Fangarmen aus, und versteckt hinter Abdeckungen folgt er den Enten auf ihrem Weg tiefer in die Kanäle, bis er hinter ihnen ist. Schlieβlich kommt der Kojenmeister aus seinem Versteck hervor und die Wildenten flüchten direkt in die Reuse, wo ihnen kurze Zeit später der Hals umgedreht wird.

Das hört sich leichter an als es in Wirklichkeit ist. Enten haben einen gut ausgebildeten Geruchssinn, und wenn die Wildenten den Kojenmeister riechen, fliegen sie natürlich weg. Daher stand der Kojenmeister in dem Fangarm, für den die Windrichtung am günstigsten war, und häufig verwendete er einen Steinkrug mit rauchendem Torf, weil die Wildenten nicht seine Witterung aufnehmen sollten.

Und was ging dann in die Falle? Meistens waren es Spieβenten, Stockenten, Krickenten und Pfeifenten auf ihrer Reise zwischen Nordskandinavien und den Küsten von Zentral- und Südeuropa. Sie brüten in Süβwasserseen, stellen sich jedoch auf ihrer Reise auf das Salzwasser der Nordsee um. Die ersten Scharen von Schwimmenten kommen bereits im August, aber die meisten kommen im September und Oktober.

Wie viele gingen in die Falle? In den meisten Jahren lag der Fang bei 2000 – 3000 Enten, aber im Rekordjahr 1887 wurden fast 9000 Enten zu einem Gesamtwert von 3.350 dänisc hen Kronen. gefangen. Kein schlechtes Jahr, in dem ein ungelernter Arbeiter ca. 400 DKK im Jahr verdiente. Damals kostete ein Schwarzbrot 5-6 Öre, während eine Ente für 35-70 Öre verkauft werden konnte. Die meisten Enten wurden an einen Kaufmann in Nordby verkauft, der sie an Wildhändler und Hotels in Groβstädten wie Kopenhagen weiterverkaufte.

Die Vogelkojen auf Fanø waren jedoch nie mehr als ein Zubrot zu anderen Einnahmequellen aus Landwirtschaft, Bienenzucht, Schilfernte und Bernsteinfunden.

Die Vogelkojen auf Fanø wurden übrigens auch zu wissenschaftlichen Zwecken benutzt. „Vogel-Mortensen“, wie der Lehrer und Ornithologe Hans Christian Cornelius Mortensen aus Viborg genannt wurde – war dafür berühmt, der erste in der Welt gewesen zu sein, der die Beringung von Vögeln systematisierte, so dass er ihre Zugrouten aufzeigen konnte. Er benutzte die Vogelkojen auf Fanø von 1908-10, wo er einen Teil der gefangenen Wildenten kaufte, beringte und dann frei lieβ.

Über den Namen Fanø
Fanø ist seit dem 13. Jahrhundert bekannt und der Name bedeutet: ”die sumpfige, schlammige Insel”.

Laut einer alten Sage wurde die Insel nach einer Riesin benannt. Die Geschichte besagt, dass es einst zwei Schiffe gab, die deren Kapitäne nach den beiden Riesinnen Fenja und Menja benannten. Die Riesinnen hatten eine Mühle, die Gold mahlen konnte, und zwei andere Mühlen, die Salz mahlen konnten. Die beiden Kapitäne taten den Riesinnen einen Gefallen und bekamen als Belohnung jeder eine Mühle zum Mahlen von Salz. Sie nahmen die Mühlen mit an Bord, mahlten Salz und verkauften es in verschiedenen Häfen. Während eines Sturms strandeten die beiden Schiffe. Das eine auf einer Sandbank, das nach dem Namen des Schiffs, Menja, (Mandø) genannt wurde, und das andere auf einer Sandbank, die ihren Namen nach dem gestrandeten Schiff, Fenja (Fanø) bekam. Als die Schiffe strandeten flossen die groβen Salzladungen ins Meer und daher ist das Wasser um Mandø und Fanø salziger als an anderen Orten der Welt.

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Frische Luft, Salzwasser und breite Sandstrände bekamen Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlbefinden. 1891 wurde das erste Kurhotel Dänemarks auf Fanø gebaut, das Hotel Kongen af Danmark. Damals konnte man einen von einem Pferd gezogenen Badewagen mieten, der aussah wie ein Gartenschuppen auf Rädern. Er wurde weit hinaus in das niedrige Wasser gefahren, damit die Badegäste nicht so weit zu gehen brauchten. Die Badewagen wurden zum Meer hin geöffnet, so dass die Badegäste sich nicht durch neugierige Blicke belästigt fühlten, denn man wunderte sich über diese Art von modernem Unsinn. Bald darauf stand den Badegästen auch ein Golfplatz zur Verfügung.

Bei Fanø Bad kann man in der ersten Dünenreihe immer noch einige der alten Ferienvillen sehen, aber ansonsten sind die alten Pensionate und schönen, palais-ähnlichen Badehotels abgerissen und durch moderne Hotels und Ferienzentren ersetzt worden. In den 1960ern und 1970ern war der Bau von primitiven Ferienhäusern in den Dünen bei Rindby Strand sehr beliebt. Seitdem sind viele der jetzt 2500 Ferienhäuser auf Fanø erweitert und modernisiert worden. Über die Hälfte des Einkommens auf der Insel kommt heute aus dem Tourismus und der Vermietung von Ferienwohnungen und –häusern.

Der Atlantikwall

Seitdem die Deutschen während des 2. Weltkriegs 300 Bunker in Fanøs Dünen errichtet haben sind 70 Jahre vergangen und die meisten der soliden, grauen Betonklötze stehen noch immer hier und sind für Interessierte geöffnet.

Aber warum so viele Bunker auf Fanø, an deren Bau 1200 dänische Arbeiter und vermutlich zwischen 2000 und 3000 hier stationierte deutsche Soldaten beteiligt waren? Als das Kriegsglück sich 1941 an der Ostfront in Russland gegen Hitler und Deutschland wendete, mussten die Deutschen sich auf einen Krieg an zwei Fronten einstellen. Um Soldasten für die Ostfront freizumachen, entschied Hitler sich zum Bau einer ”neuen Westmauer” von Südfrankreich bis nach Nordnorwegen entlang der Küste, die von den Deutschen besetzt war.

In Dänemark begann man 1942 mit dem Projekt von der deutsch-dänischen Grenze bis nach Skagen und Frederikshavn. Dem Schutz von Esbjerg wurde selbstverständlich besonderes Gewicht beigemessen, da die Stadt als Plattform für eine Invasion der Alliierten genutzt werden konnte. Allein auf Fanø wurden ca. 300 Bunker errichtet und 49.000 Minen gelegt – eine Arbeit, an der ca. 4000 Deutsche und Dänen teilnahmen und die dazu führte, dass die Bevölkerungszahl von Fanø während des Kriegs mehr als verdoppelt wurde.

Auf Fanø wurden insgesamt fünf groβe Kanonenstellungen gebaut, in Sønderho, am Pælebjerg und drei an der Nordseite Fanøs, mit Fanø Nord als dem gröβten Bunker mit Flak, der eine besondere Rolle in der Verteidigung von Esbjerg gegen alliierte Fliegerangriffe nach einem Landgang haben sollte. Auβer den fünf groβen Kanonenstellungen wurden überall auf der Insel Fliegerabwehrkanonen, Scheinwerfer, Radaranlagen, Eisenbahnstrecken, Betonstraβen und Baracken errichtet.

Es war ein Glück für Fanø und Dänemark, dass der erwartete D-Day nicht in Dänemark stattfand. Stattdessen landeten die Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie.

Viele von Fanøs Bunkern sind mehr oder weniger von den Dünen begraben, aber man kann in viele von ihnen hineingehen. Am interessantesten sind Pælebjerg und Fanø Nord.

Die Kanonenstellung bei Pælebjerg war zum Kriegsende nicht fertig. Man war dabei, vier 15 cm-Kanonen aufzustellen, die vom dänischen Artillerieschiff Peder Skram geborgen worden waren, das am 29. August 1943 in Kopenhagen versenkt worden war. Die Peder Skram wurde gemeinsam mit anderen dänischen Schiffen versenkt, um zu verhindern, dass die Deutschen sie bekamen, als diese die dänischen Streitkräfte und Polizei auflösten.

Fanø Nord bei der Kikkebjerg Plantage ist die gröβte Bunkeranlage auf Fanø. Hier gibt es vier Bunker mit jedem einer 10,5 cm-Fliegerabwehrkanone, neben drei Maschinengewehrbunkern, zwei Munitionsbunkern, zwei Mannschaftsbunkern und einem Sanitätsbunker mit Operationsraum, alle durch Laufgräben verbunden. Die Anlage ist für Interessierte offen, und man kann im Fanø Turistbureau Führungen kaufen.

Weitere Infos unter visitfanoe.dk (auf Dänisch) und fano-i-atlantvolden.dk (auf Dänisch)

Mehr über Fanøs Geschichte unter mitfanoe.dk (auf Dänisch)

Über den Namen Fanø

Fanø ist seit dem 13. Jahrhundert bekannt und der Name bedeutet: ”die sumpfige, schlammige Insel”.

Laut einer alten Sage wurde die Insel nach einer Riesin benannt. Die Geschichte besagt, dass es einst zwei Schiffe gab, die deren Kapitäne nach den beiden Riesinnen Fenja und Menja benannten. Die Riesinnen hatten eine Mühle, die Gold mahlen konnte, und zwei andere Mühlen, die Salz mahlen konnten. Die beiden Kapitäne taten den Riesinnen einen Gefallen und bekamen als Belohnung jeder eine Mühle zum Mahlen von Salz. Sie nahmen die Mühlen mit an Bord, mahlten Salz und verkauften es in verschiedenen Häfen. Während eines Sturms strandeten die beiden Schiffe. Das eine auf einer Sandbank, das nach dem Namen des Schiffs, Menja, (Mandø) genannt wurde, und das andere auf einer Sandbank, die ihren Namen nach dem gestrandeten Schiff, Fenja (Fanø) bekam. Als die Schiffe strandeten flossen die groβen Salzladungen ins Meer und daher ist das Wasser um Mandø und Fanø salziger als an anderen Orten der Welt.