Geschichte - Dünenplantagen von Sydthy

Vor 65 Millionen Jahren - Danium

Vor 65 Millionen Jahren war das meiste von Thy Meeresgrund in einem riesigen Meer, das Dänemark und große Teile des übrigen Europas bedeckte. Die Küstenlinie verlief nördlich des Gebiets, wo heute Skagen liegt. Die erdgeschichtliche Stufe nennt sich Danium, nach Dania, Dänemark. Der französische Geologe, E. Desor gab der bis dahin unbeschriebenen zeitgeschichtlichen Stufe diesen Namen, als er 1847 eine Reihe von Fossilien in Dänemark und Frankreich fand. Der Meeresboden war damals flacher als zu vorhergehenden Zeiten, das Klima war so warm und schön, wie es heute in den Mittelmeerländern ist. Der Meeresstrom führte Nährstoffe von dem skandinavischen Grundgestein entlang der Küste.

Vor 12 000 – 17 000 Jahren – letzte Eiszeit

Während der Eiszeit war das Wasser von einer festen Eisschicht bedeckt und der Wasserstand war so niedrig, dass zwischen Jütland und den britischen Inseln eine feste Landverbindung bestand. Als das Eis gegen Ende der letzten Eiszeit von 12 000 bis 17 000 Jahren zu schmelzen begann, stieg der Meeresspiegel und das Land hob sich an, weil es von dem Druck des Eises befreit wurde. Die sich zurückziehende Eisdecke hinterließ in den meisten Gebieten von Thy, Hanherred und Vendsyssel eine Landschaft mit abgeflachten Hügeln. Das schmelzende Eis ließ den Meeresspiegel so weit ansteigen, dass Teile des Landes von einem Eismeer bedeckt wurden, das den Namen Yoldia-Meer erhielt.

Vor 7 000 - 8 000 Jahren - Steinzeit

Große Teile von Thy waren von dem sogenannten Litorina-Meer, auch steinzeitliches Meer genannt, bedeckt. Es erstreckte sich bis ganz in den Limfjord. Thy war somit in der Steinzeit ein Inselmeer. Untersuchungen des Nationalmuseums in der Lodbjerg Dünenheide zeigen, dass die Landgebiete in der Steinzeit aus Wäldern mit Linden, Eichen und Weißbuchen bestanden. An den großen Mengen von Heidepollen kann man sehen, dass die ersten Bauern, die hierher kamen, Teile des Waldes gerodet haben, um den Boden zu beackern. Nach einer kurzen Anbauperiode hat die Heide das Gebiet erobert.

Sie können die ursprüngliche Küstenlinie mit ihren steilen Abhängen an mehreren Stellen, u. a. in Lodbjerg sehen. Von Lodbjerg bis Hanstholm zog sich die alte Küste in der Steinzeit durch die Dünenplantagen. Mehrere der Plantagen liegen deshalb in Dünenlandschaften mit Meeresböden aus der Steinzeit und Moränenlandschaften aus der Eiszeit.

Das Gebiet von Lodbjerg war eine Insel im Litorina-Meer und die eiszeitlichen Ablagerungen der Klippen sind umgeben von dem angehobenen Meeresboden, der heute 2 bis 2,5 m über dem Meeresspiegel liegt. Der südliche Teil der Plantage hat seinen Ursprung in der eiszeitlichen Landschaft, während der nördliche Teil auf einem sandverwehten Meeresboden liegt. In der Küstenheide von Lodbjerg findet sich ein bis zu 10 m hohes Profil in eiszeitlichen Ablagerungen mit Schollen aus Glimmerton aus dem Tertiär.

Die genaue Küstenlinie des steinzeitlichen Meeres in der Hvidbjerg Klitplantage lässt sich schwer bestimmen, da Sandverwehungen die alte Moränenlandschaft verdecken. Es wird vermutet, dass die Küstenlinie ungefähr von dem westlichen Teil Istrups, nördlich von dem angepflanzten Teil der Hvidbjerg Klitplantage und dann weiter über den Lyngbyvej und danach südöstlich zum Holme Sø verlief.

Im Laufe der Jahre hat in dem Gebiet ein gewaltiger Küstenabbruch stattgefunden. Es wird angenommen, dass die Küstenlinie sich im Durchschnitt um zwei bis drei Meter pro Jahr weiter in das Landesinnere verschoben hat.

Vor 3 000 Jahren – Bronzezeit

In Sydthy gibt es viele Grabhügel. In der Hvidbjerg Klitplantage werden 17 Hügel verzeichnet. Dies deutet auf eine sehr dichte Besiedlung während der Bronzezeit hin. Egal, wo Sie in der Plantage entlanggehen, können Sie auf die Grabhügel stoßen. Wenn Sie z. B. den Weg Nr. 10 nehmen, kommen Sie an einer schönen, kleinen Gruppe von Hügeln vorbei. Wenn Sie alle 17 Grabhügel in der Hvidbjerg Klitplantage besuchen wollen, kann es passieren, dass Sie nicht auf Ihre Kosten kommen, da immer mehrere der Hügel so von Sand bedeckt sind, dass sie schwierig zu entdecken sind.

Sehen Sie sich die Wanderwege auf der Karte von udinaturen.dk (auf Dänisch)

Auf der Lodbjerg Dünenheide nördlich des Leuchtturms Lodbjerg Fyr haben Menschen aus der Bronzezeit zwei Gruppen von Grabhügeln mit insgesamt neun Hügeln hinterlassen.

Auch Baunehøjene mitten in der Lodbjerg Klitplantage ist ein Hügel aus der Bronzezeit. Der Hügel erhielt den Namen „Baunehøje”, weil die Menschen in der Bronzezeit den höchsten Hügel als Signalposten benutzten. Der Hügel ist fünf Meter hoch und erstreckt sich bis 32 Meter über dem Meeresspiegel. Wenn man oben auf dem Hügel ein Feuer (bavn) entfachte, um z. B. vor herannahenden Feinden zu warnen, war dies weit zu sehen, nämlich bis zu dem nächsten „Bavnehøj”, wo man mit einem weiteren Feuer die Botschaft weitersenden konnte. So konnten sich schnell in großen Teilen des Landes Nachrichten verbreiten.

Ein Bavnefeuer wurde zum letzten Mal 1848 eingesetzt.

16. bis 18. Jahrhundert

Die Sandverwehungen beherrschten sehr stark die Landschaft und schriftliche Überlieferungen berichten hiervon. Unter anderem lauten zwei Pfarrerberichte aus den Jahren 1555 und 1571: „Die Ländereien der Gemeindegebiete von Hvidbjerg sind durch Sandverwehungen stark verdorben“ und „Der Sand hat den größten Teil der Gemeinde verdorben.“ Ferner berichten sie davon, dass die Stadt Skovsted und der Hof Rottbøll, der einer der damaligen Herrenhöfe war, von Sandverwehungen heimgesucht wurden. Man sagt auch, dass die Lodbjerg Kirche zweimal an eine andere Stelle verlagert werden musste, um vor dem Sand zu weichen. Aber das stimmt vermutlich nicht ganz. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die Kirche älter ist, als man zunächst vermutete. In der Lodbjerg Plantage gibt es einen Gedenkstein für den alten Kirchenhof von Lodbjerg, weil man glaubte, dass die Kirche zu einem Zeitpunkt hier gestanden hätte. Ausgrabungen haben inzwischen aber gezeigt, dass sich wahrscheinlich eher ein Hof an dieser Stelle befunden hat.

Aber es steht außer Zweifel, dass der Sand das Volk aus Haus und Heim vertrieb und Gemeinden verwüstete. Das Problem war entstanden aus einem Zusammenspiel zwischen dem Land, das sich aus dem steinzeitlichen Meer erhoben hatte, den Sandablagerungen, die das Meer hinterlassen hatte und dem starken vorherrschenden Westwind.

Sie können den Sand immer noch sehen. Er hat Sandebenen, Küstendünen und parabelförmige Dünen geschaffen, die eine Form von Wanderdünen sind, die sich etwas weiter im Inland finden.

Die Sandverwehungen wurden in manchen Fällen durch menschliches Zutun der Bevölkerung in den Dünengebieten verschlimmert, indem sie die Wälder rodeten, das Dünengras als Winterfutter mähten und in der übrigen Zeit des Jahres Tiere in den Dünen grasen ließen. Verschiedene Gesetze und Verordnungen regelten deshalb, dass die Pflanzen in den Dünen da zu bleiben hatten, wo sie waren, damit sie ihre einzige Aufgabe wahrnehmen konnten: den Sand festzuhalten. Aber die Menschen hielten sich nicht daran – und der Sand wehte weiter ins Inland.

1792 – Gesetz zur Bekämpfung der Sandverwehungen

1792 wurde eine neue Verordnung zu Sandverwehungen erlassen, die den Anschub zu einer großartigen Bekämpfung der Sandverwehungen gab. Sie beinhaltete, dass die Bauern vor Ort verpflichtet wurden, unentgeltlich für den Staat zu arbeiten. Sie mussten u. a. Gewöhnlichen Strandhafer säen und pflanzen, der mit seinen langen Wurzeln den Sand bindet, während die Pflanze den umherfliegenden Sand auffängt und die Verwehungen zum Stillstand bringt. Gleichzeitig wurde es verboten, Tiere in den Dünen grasen zu lassen, was ebenfalls die Verwehungen einschränkte. Es ist weiterhin eine anhaltende Aufgabe, den Sand entlang der Küste festzuhalten, heute aber ohne zwangsverpflichtete Bauern, da es eine rein öffentliche Aufgabe ist.

Erfahren Sie mehr über den Dünenschutz (auf Dänisch)

1850

Der Naturforscher Carl Christian Andresen entschloss sich dazu, auf eigene Initiative und eigene Rechnung das Anpflanzen von Bäumen im Sand zu versuchen. Dies erfolgte im südwestlichen Teil der Hvidbjerg Klitplantage, der den Namen „Københavnerskov” erhielt. Später wurde C. C. Andresen Kammerrat und Kommissar für Sandverwehungen. Zu seinen Ehren wurde ein Gedenkstein im Københavnerskov errichtet.

Erfahren Sie mehr über C. C. Andresen auf thistedmuseum.dk (auf Dänisch)

Ende des 19. Jahrhunderts

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit der Anlage der Dünenplantagen entlang des nördlichen Teils der Westküste. Die Dünenplantagen sollten zum einen die Sandverwehungen verhindern und zum anderen der Produktion von Brennholz und Holz für die Holzverarbeitung dienen und somit eine Beschäftigung für die arme Küstenbevölkerung bieten.

1892

Die Hvidbjerg Klitplantage wurde 1892 hauptsächlich auf Gebieten mit Treibsand angelegt. Im östlichen Teil der Plantage gab es jedoch Flächen mit verhältnismäßig gutem Boden. Hier waren die Sandablagerungen nicht so stark und deswegen konnten die Wurzeln die Sandschicht durchdringen und Halt in der Erde bekommen.

Trotz der verhältnismäßig guten Erde war die Gegend rau, wie in großen Teilen von Thy. Für manche Menschen wirkte sich dies zerstörerisch auf Leib und Seele aus. Es wird z. B. erzählt, dass ein junger Forstkandidat, Hans Marinus Jensen bei dem Dünenplantagenbesitzer Eskesen angestellt wurde, um an der Umgestaltung der großen Dünenareale zu Plantagen mitzuwirken. Der 26-jährige Jensen war ein lebensfreudiger und jungvermählter Kerl. Er zog zusammen mit seiner Frau in eine kleine strohgedeckte Dienstwohnung, die sinngemäß „Kriech in Nielses Haus“ genannt wurde und etwas einsam in der öden Gegend der Dünenlandschaft lag.

Jensen und seine Frau stammten aus dem südlichen Jütland mit milderem Wetter – und möglicherweise auch besserer Stimmung. Es war für sie daher nicht leicht, sich in Thy einzufinden. Die Frau wurde krank – auch seelisch und hatte nur selten die Kraft für die Hausarbeit. Sie sprach nicht mit anderen Frauen in der Gegend, sondern verbrachte ihre Zeit damit, über Gott nachzudenken. Sie bedauerte sich selbst, dass sie ihrem Mann eine schlechte Frau war und litt unter den fürchterlichen Lauten, die eine Marderfamilie auf dem Dach machten. An einem Januarabend ging Jensen zu dem Kaufmann in Svankjær und kaufte Munition, damit er die Marderfamilie erschießen konnte. Die Frau des Kaufmanns, die im Laden bediente, riet ihm davon ab, die Marder zu töten, da sie andere Untiere vom Haus fernhalten würden. Der Überlieferung zufolge war dies das letzte Gespräch, das Jensen in seinem Leben führte. Als er nach Hause kam, lag seine Frau tot im Bett. Sie hatte sich in den Kopf geschossen. Da wollte auch Jensen nicht weiterleben. Er zündete ein Feuer an, um das Haus bis auf die Grundmauern niederzubrennen und damit die Erinnerungen an die zerbrochenen Träume des Paares auszulöschen, und dann erschoss er sich selbst.

1923

Wesentlich stilvoller ging es zu Werke, als die Lodbjerg Klitplantage 1923 als einer der letzten Dünenplantagen an der Westküste angelegt wurde. Zu dem Zeitpunkt hatte man den Eindruck gewonnen, dass man die Sandverwehungen steuern konnte. Deshalb begann man damit, bei der Bepflanzung ästhetische und natürliche Belange einfließen zu lassen, indem man große Heideflächen und Dünenpartien unbepflanzt ließ. Zudem wurden mehr verschiedene Baumarten als in den zuvor angelegten Plantagen angepflanzt. So pflanzte man z. B. Waldkiefer, Schwarzkiefer und Sitkafichten. Dies machte die Plantage abwechslungsreicher und gab schöne Anblicke, von denen die Besucher heute profitieren können. Der Boden reicht von gutem Moränenboden im Zentrum der Plantage bis zu ehemaligem Meeresboden Richtung Norden und Südwesten.

Zweiter Weltkrieg

Die Deutschen bauten gewaltige Küstenverteidigungsanlagen, den Atlantikwall, der sich vom Nordkap in Norwegen bis zu den Pyrenäen an der spanischen Grenze zog und eine Invasion verhindern sollte. In Dänemark bestand der Atlantikwall aus 8 000 verschiedenen Betonkonstruktionen. Einige von ihnen wurden in Lyngby errichtet. Die Meinungen sind geteilt, ob die Bunker an der jütländischen Westküste tatsächlich eine Invasion verhindert haben. Einige Historiker meinen, dass die Engländer überhaupt nicht die Absicht hatten, in Dänemark einzumarschieren. Andere sind der Ansicht, dass eventuelle Pläne über eine britische Invasion in Dänemark schnell beerdigt wurden, da für die alliierten Truppen ein Durchmarsch durch Dänemark zu schwierig gewesen wäre. Die Deutschen hätten nämlich die Truppen leicht an der Grenze aufhalten können.

Erfahren Sie mehr über den Atlantikwall im Hanstholm Wildreservat (auf Dänisch)

1976

Lodbjerg Klitplantage, Lodbjerg Klithede, der südliche Teil der Hvidbjerg Klitplantage und Flade Sø wurden 1976 unter Naturschutz gestellt. Damit sollte verhindert werden, dass die Gegend mit Ferienhäusern bebaut wurde und die Natur geschützt werden. Die Dünenheide ist im gesamteuropäischen Maßstab eine vergleichsweise seltene Naturform. Deswegen hat Dänemark eine besondere Verpflichtung, die Dünenheide zu bewahren und zu pflegen. Die Maßnahmen zum Naturschutz bestehen u. a. in der Entfernung sich selbst aussamender Nadelbäume und einem flächenweisen Abbrennen der Vegetation.

1977 und 1978

Die Seen Nakorsak Sø und Uglkær Sø in der Hvidbjerg Klitplantage wurden 1977 und 1978 als künstliche Seen angelegt.

1998 - 2004

Eine Reihe von Gebieten in Dänemark wurden als Natura 2000 Gebiete ausgewählt. Dies ist ein europäischer Status als Naturgebiet mit besonderen Anforderungen an den Schutz von Vögeln, Tieren und Pflanzen. Die Lodbjerg Dünenheide ist eines der Gebiete im Nationalpark Thy, das als Natura 2000-Gebiet ausgewählt wurde. Auch Stenbjerg und die Lyngby Dünenheide haben diesen besonderen Status erhalten.

Erfahren Sie mehr über Natura 2000 (auf Dänisch)

2008 – Nationalpark Thy wird eröffnet

Der erste Nationalpark Dänemarks wird Realität. Um die Tür zu dieser Wildnis zu öffnen, wie der Nationalpark Thy auch genannt wird, kam der damalige Premierminister Anders Fogh Rasmussen am 22. August 2008 hierher.

Es werden hier weite und offene Dünenheideflächen mit einer Vielzahl an Rothirschen, schönen und sauberen Seen und Tausenden von Vögeln geboten. Das Ganze ist umgeben von der rauen Nordsee im Westen und Ackerlandflächen und dem Fjord im Osten. Vom Leuchtturm Hanstholm Fyr im Norden bis zur Landzunge Agger Tange im Süden sind es etwa 55 Kilometer einzigartiger Natur, die es zu entdecken gilt. Der Nationalpark erstreckt sich bis zu 10 Kilometer ins Inland, sodass eine Fläche von 244 km² Dänemarks ersten Nationalpark bildet.

Zeitleiste

Vor 65 Millionen Jahren

Im Danium ist die Gegend vom Meer bedeckt

15.000 – 10.000 v.Chr

Zunächst besteht eine feste Landverbindung mit England und dan nist das Gebiet von einem Eismeer bedeckt, das beim Schmelzen eine Moränenlandschaft hinterlässt

6.000 – 5.000 v.Chr

Das steinzeitliche Meer bedeckt die Umgebung und nachfolgend hebt sich der meeresboden an. Das Gebiet von Lodbjerg ist eine Insel in dem steinzeitlichen Meer.

1.000 v.Chr

Viele Grabhügel aus der Bronzezeit zeugen davon, dass die Gegend zu dem Zeitpunkt dicht besiedelt war.

1792

Gesetz zur Bekämpfung der Sandverwehungen

1892

Die Dünenplantagen werden angelegt

1940 – 1945

Die Besatzungsmacht baut enorme Verteidigungsanlagen entlang der Westküste als Teil des Atlantikwalls

1976

Große Teile der Dünenplantagen von Sydthy werden unter Naturschutz gestellt.

2008

Der Nationalpark Thy wird als erster Nationalpark Dänemarks eröffnet.